Minister Glawe rechnet sich erfolgreich
Jahreswirtschaftsbericht für den Nordosten vorgelegt
Schwerin. Der wirtschaftliche Aufschwung in Mecklenburg-Vorpommern hat nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) fast alle Branchen erfasst. Wachstumstreiber seien mit überdurchschnittlichem Zuwachs bei Umsatz und Beschäftigung das verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungsbereiche. Gestiegene Exporte und Firmenansiedlungen hätten sich positiv bemerkbar gemacht.
»Der Wirtschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern wird besser angenommen. Man kennt uns«, konstatierte Glawe am Dienstag in Schwerin bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts und kündigte für die kommenden Wochen die Bekanntgabe von weiteren Unternehmensansiedlungen an. Am gleichen Tag wurde eine Studie bekannt, nach der Mecklenburg-Vorpommern bei der Digitalisierung der Wirtschaft bundesweit auf dem letzten Platz liegt.
Glawe zufolge ist die Wirtschaftsleistung im Nordosten im Jahr mit einem Plus von 1,9 Prozent schneller gewachsen als im bundesweiten Durchschnitt, der bei 1,7 Prozent lag. Doch trotz des leicht höheren Wachstums bleibt Mecklenburg-Vorpommern im Bundesvergleich wirtschaftlich weiterhin im Keller. Das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem erreicht wegen fehlender Großindustrie mit 53 888 Euro nur 77 Prozent des deutschen Durchschnitts. Das Lohnniveau liegt im Nordosten bei etwa 79 Prozent. In keinem anderen Bundesland sind die Löhne niedriger. Die Regierung, so erklärte Glawe dazu, könne keinen Einfluss auf die Entlohnung nehmen: »Das ist allein Sache der Tarifpartner.«
Das Bruttoinlandsprodukt erreichte laut Glawe im Land 39,9 Milliarden Euro und damit den bislang höchsten Wert in einem Jahr. Das Exportvolumen kletterte auf gut acht Milliarden Euro, ein Plus von fast zwölf Prozent gegenüber 2014. Auch die maßgeblich von der Binnennachfrage getragenen Bereiche Handwerk und Tourismus entwickelten sich laut Glawe weiterhin sehr gut. Für 2016 erwarte er mit 30 Millionen einen neuen Übernachtungsrekord in Hotels, auf Campingplätzen und in Pensionen.
Auf dem Arbeitsmarkt machte sich laut Glawe die gute Konjunktur mit einem Zuwachs von 9000 Beschäftigten bemerkbar. Ende April hatten 554 000 Menschen im Land einen sozialversicherungspflichtigen Job. Ende Juni waren landesweit jedoch noch immer knapp 76 000 Arbeitnehmer ohne Anstellung.
Glawe zog wenige Wochen vor der Landtagswahl Anfang September auch eine Bilanz seiner fünfjährigen Amtszeit als Wirtschaftsminister. In diese Zeit fallen sowohl spektakuläre Firmenansiedlungen wie das Kaffeekapsel-Werk von Nestlé in Schwerin als auch die Insolvenz der P+S-Werften in Stralsund und Wolgast. Mit der malaysischen Genting-Gruppe sei nun aber ein potenter Investor für die Werften gefunden worden, so der Minister.
Die LINKE hatte gerade die Werftenpolitik der SPD/CDU-Landesregierung immer wieder scharf kritisiert und erst dieser Tage eine Image- und Fachkräftekampagne für die maritime Industrie gefordert. In direkter Reaktion auf Glawes Bilanz warf die FDP-Politikerin Cécile Bonnet-Weithofer dem Minister vor, sich auf den Leistungen der Unternehmen auszuruhen und wichtige Trends verschlafen zu haben. So habe er nichts getan, um das Land »mit attraktiven Datennetzen auszustatten«. Zudem beklagte die FDP-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl, dass die Hintergründe der P+S-Pleite nicht aufgeklärt worden seien. dpa/nd
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