Ägypten enttäuscht über gescheiterten Putsch

Kairo bejubelte den Aufstandsversuch gegen Erdogan / Katar und Hamas verurteilten die Militärrevolte

  • Jacob Wirtschafter, Kairo
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Freude über den versuchten Militärputsch gegen den türkischen Präsidenten Recep Erdogan währte in Ägyptens Hauptstadt nur kurz.

Zwar kamen aus vielen Ländern der Welt Verurteilungen des Putschversuchs, aber in Kairo dachte man anders. Das wurde im Kommentar des beliebten Fernsehmoderators Ahmed Mousa deutlich, der wohl den Standpunkt der Regierung wiedergab, als er sagte: »Dass Erdogan an der Macht bleibt, bedeutet eine große Gefahr für den Mittleren Osten und für die gesamte Welt.« Außerdem sei das kein Putsch gewesen, sondern eine »militärische Revolution«, befand Mousa.

Die ägyptische Führung ist empört darüber, dass Erdogan auch nach der Absetzung von Präsident Mohammed Mursi, Führer der radikalen Muslimbruderschaft, diesen weiter unterstützte. Mursi war vor drei Jahren von General Abdel Fatah al-Sisi gestürzt worden, der inzwischen durch Wahlen als Staatschef bestätigt worden ist.

Seit dem Sturz Mursis 2013 liefern sich Ankara und Kairo regelmäßig einen verbalen Schlagabtausch und stellen gegenseitig die demokratische Legitimation der jeweils anderen Regierung in Frage. Erst am vergangenen Dienstag forderte der stellvertretende türkische Außenminister Numan Kurtulmus, Ägypten müsse »freie Wahlen mit allen Parteien abhalten und demokratische Reformen durchführen«. Nur dann sei eine Normalisierung der Beziehungen möglich. Der Sprecher des ägyptischen Außenministeriums, Ahmed Abu Zeid, betonte hingegen, dass das ägyptische Volk seinen Staatschef in freien demokratischen Wahlen bestimmt habe.

Auch in Syrien wird Erdogan abgelehnt, weil er die radikal-islamischen Dschihadisten unterstützt, die gegen die Regierung von Präsident Baschir al-Assad kämpfen. Trotz der Spannungen mit Ankara nahm die Regierung in Damaskus offiziell nicht Stellung zu dem Putschversuch im Nachbarland. In jenen Bevölkerungsteilen allerdings, die auf der Seite Assads stehen, herrschte Jubel über die Nachrichten vom beginnenden Putsch in Istanbul und Ankara. Freudenschüsse waren in einigen Vierteln von Damaskus die ganze Nacht zum Samstag über zu hören. In der Küstenstadt Latakia wurde sogar ein Feuerwerk veranstaltet.

Syrische Oppositionsgruppen in Istanbul jubelten dagegen erst bei der Nachricht vom Scheitern des Putschversuchs. Erdogan hat schließlich die syrischen Oppositionskräfte gegen Assad mit Waffen versorgt. Und er bot den 2,7 Millionen in die Türkei geflohenen Syrern sogar die türkische Staatsbürgerschaft an. »Die Syrische Koalition, als die legitime Vertretung des syrischen Volkes, gratuliert ihren türkischen Brüdern und Schwestern für die mutige Zerschlagung des Putsches«, erklärte Sarah Karkour, Sprecherin dieser Anti-Assad-Gruppe.

Das Emirat Katar, das islamistische Parteien und Gruppen im gesamten Mittleren Osten finanziert, und die radikal-islamistische palästinensische Hamas verurteilten den Putschversuch. In dem von der Hamas regierten Gaza-Streifen wurden nach dem Ende des Putschversuchs sogar Siegesparaden abgehalten. Katars Herrscher, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, gratulierte Präsident Erdogan am Samstag telefonisch zu seinem Sieg. In Israel war man mit Reaktionen zurückhaltend. Soeben erst sind Verhandlungen mit Ankara geführt worden, um die Spannungen zwischen beiden Ländern beizulegen. Das türkische Parlament soll über das Ergebnis in dieser Woche abstimmen - und muss das in einem in Teilen zerstörten Parlamentsgebäude tun.

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