Drei Polizisten in Louisiana erschossen
Obama verurteilt »feige« Tat und ruft zu Schulterschluss gegen Gewalt auf / Weitere Beamte verletzt / Schütze war früher in der US-Marineinfanterie
Berlin. Nach neuen tödlichen Schüssen auf Polizisten im US-Staat Louisiana rätselte die Polizei über den Hintergrund der Tat. Ein einzelner Mann hatte am Sonntagmorgen in Baton Rouge das Feuer auf mehrere Polizeibeamte eröffnet und drei von ihnen getötet. Drei weitere wurden verletzt, einer von ihnen kämpfte Stunden nach den Schüssen um sein Leben, wie die Polizei mitteilte. Der Täter selbst war schließlich selber von Polizisten getötet worden.
Nach US-Medienberichten stammte er aus Kansas City (Missouri) und schoss genau an seinem 29. Geburtstag. Wie es weiter hieß, war der Mann früher in der US-Marineinfanterie und wurde 2010 ehrenhaft aus dem Militär entlassen. Nach Angaben des Senders CNN soll er Interesse an obskuren staatlichen Verschwörungstheorien gezeigt haben. Darauf deuteten Internet-Aktivitäten des Mannes hin.
Die Polizei in Baton Rouge äußerte sich zunächst nicht zur Identität des Schützen und zu Berichten, nach denen die Polizisten vermutlich gezielt durch einen Anruf in einer Polizeizentrale in einen Hinterhalt gelockt wurden. Sie geht aber nach eigenen Angaben davon aus, dass es nur einen einzelnen Schützen gab. Zunächst war nach zwei möglichen Mittätern gefahndet worden.
Die Schüsse fielen zehn Tage nach der Ermordung von fünf Polizisten in Dallas. Sie erhöhten auch die Besorgnis, dass es bei geplanten Demonstrationen am Rande des am Montag beginnenden Parteitages der US-Republikaner in Cleveland (Ohio) zu weiterer Gewalt kommen könnte.
US-Präsident Barack Obama verurteilte die Schüsse in Baton Rouge als »feige« Tat und rief die Amerikaner erneut zu einem Schulterschluss gegen Gewalt auf. Ähnlich äußerte sich auch die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der Demokratin, Hillary Clinton. Ihr wahrscheinlicher republikanischer Wahlrivale Donald Trump forderte »Gesetz und Ordnung« in den USA.
Nach Angaben von Polizeichef Mike Edmonson war um 8.40 Uhr Ortszeit am Sonntagmorgen (15.40 Uhr MESZ) in einer örtlichen Polizeizentrale ein Anruf eingegangen, nach dem ein schwarz gekleideter maskierter Mann eine Straße entlang gehe. Zwei Minuten später danach seien Schüsse gefallen, die Polizisten kurz danach zu Boden gegangen. Um 8.48 Uhr sei der Schütze selber erschossen worden. Demnach erstreckte sich der Vorfall nur über acht Minuten. Nach unbestätigten Augenzeugenberichten soll der Täter vor den Schüssen in einem Fahrzeug am städtischen Polizeigebäude gesessen haben.
Obama erklärte, Gewalt gegen Polizisten sei »durch nichts zu rechtfertigen«. Mit Verweis auf den Heckenschützen von Dallas fügte er hinzu, zum zweiten Mal binnen zwei Wochen seien »Polizisten, die jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzen, um unseres zu schützen, in einem feigen und verwerflichen Angriff getötet worden, als sie ihre Arbeit taten«.
Obama rief die Politiker auf, auf »aufhetzende Rhetorik« zu verzichten. »Wir brauchen nun keine unbedachten Äußerungen, mit denen politisch gepunktet werden soll.«
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump erklärte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, die USA seien »gespalten und außer Kontrolle«. Auf seiner Facebook-Seite sprach er von einem Versagen der Politik: »Wie viele Beamte und andere Leute müssen noch sterben, nur weil es in dem Land an Führung mangelt?«
Der Bürgermeister von Baton Rouge, Kip Holden, rief im lokalen Fernsehsender WAFB9 zur Ruhe auf. In der Stadt war Anfang Juli der afroamerikanische CD-Verkäufer Alton Sterling von der Polizei erschossen worden. Dieser und ein ähnlicher tödlicher Polizei-Einsatz gegen einen Schwarzen im Bundesstaat Minnesota hatten sowohl in Baton Rouge als auch landesweite Proteste ausgelöst.
Bei einer dieser Demonstrationen wurden dann in der texanischen Stadt Dallas fünf Polizisten von einem Attentäter aus dem Hinterhalt erschossen. Der von der Polizei getötete Attentäter von Dallas, ein afroamerikanischer Afghanistan-Veteran, hatte gesagt, er habe gezielt weiße Polizisten töten wollen. Agenturen/nd
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