Negativpreis für Facebook
»Verschlossene Auster«
Facebook erhielt in diesem Jahr den Negativpreis »Verschlossene Auster« der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche. Die Vereinigung kritisierte damit den ihrer Ansicht nach intransparenten Umgang des US-Unternehmens mit Hasskommentaren. »Dass Menschen Facebook für solche Botschaften missbrauchen, liegt nicht in der Verantwortung des Unternehmens. Wie die Firma dagegen vorgeht, allerdings schon«, hieß es am Samstag auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche in Hamburg. Es sei nicht erkennbar, ob und nach welchen Kriterien Facebook solche Kommentare lösche. Nachforschungen von Journalisten gingen ins Leere.
Facebook nahm die »Verschlossene Auster« nicht an und widersprach der Kritik nach Angaben von Netzwerk Recherche in einigen Punkten. Seit Herbst 2015 habe die Firma »eine Vielzahl an Maßnahmen im Kampf gegen Hasskommentare und Hetze ergriffen«, teilte Facebook-Sprecherin Tina Kulow mit.
Der frühere Landesdatenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, warf dem Unternehmen in seiner »Laudatio« vor, es denke nicht daran, Transparenz herzustellen. Denn das Geschäftsmodell von Facebook basiere darauf, »dass unkontrolliert Meinungen verbreitet werden«. Dabei würden Daten gesammelt und kommerziell verwertet. »Transparenz und Kontrolle wären für dieses Geschäftsmodell Gift.«
Mit der »Verschlossenen Auster« bedachte »Netzwerk Recherche« in Vorjahren bereits das Rüstungsunternehmen Heckler & Koch, den ADAC, den Weltfußballverband FIFA, die katholische Kirche und Russlands Präsident Wladimir Putin. dpa/nd
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.