EM-NOTIZEN
»Les Bleus« werden in Frankreich nicht nur gefeiert. Sie sind auch heftig umstritten, denn das Synonym steht nicht nur für die in jüngster Zeit meist bejubelte Nationalmannschaft. »Die Blauen« sind auch eine Bezeichnung für Folgen körperlicher Gewalt. Raymond Domenech, bis 2010 Nationaltrainer der Équipe Tricolore, ist Zugpferd der Aktion »Je ne supporte pas les bleus« (sinngemäß: Ich bin nicht für die Blauen). In Videos sprechen sich Prominente gegen häusliche Gewalt etwa an Frauen oder Kindern aus. Ein besonderes Kapitel häuslicher Gewalt sind Kinder. Eine »fessée« auf den Hintern oder die »gifle« genannte Ohrfeige werden bis heute von Teilen der Bevölkerung als Erziehungsmittel gesehen und angewendet. Und sie sind immer noch erlaubt. Die Regierung hat sich dafür im vergangenen Jahr sogar eine Rüge des Europarats wegen Verstoßes gegen die Europäische Sozialcharta eingefangen.
Claudia Neumann bringt die letzte Bastion des Fußballs zum Einsturz. Als erste Frau wird sie am Samstag für das ZDF live ein Männerspiel bei einem Großereignis kommentieren. Beim männlichen Zuhörer meint sie eine »instinktive Ablehnungshaltung« zu erkennen: »Beim Fußball handelt es sich nun mal um des deutschen Mannes liebstes Kind, da sind Veränderungen genauso willkommen wie eine lästige Durchfallerkrankung.«
Die Stiftung Warentest hat Klebetattoos und Schminke für Fußballfans geprüft und verbotene Stoffe gefunden. Geprüft wurden insgesamt zwölf Produkte. Jeweils fünfmal wurden die Noten »mangelhaft« und »ausreichend« vergeben, nur zwei Proben waren zumindest »befriedigend«. Die Tester empfahlen daher, die Augenpartie und die Lippen ebenso unbemalt zu lassen wie verletzte Hautflächen.
Roman Neustädter fühlt sich schon gut in Russlands Nationalelf integriert, obwohl der Schalker Bundesliga-Profi der einzige Spieler im Kader ist, der nicht bei einem russischen Klub unter Vertrag steht. Nur an eine Sache scheint er sich noch gewöhnen zu müssen: »Die größte Umstellung ist vielleicht die Musik in der Kabine: Anders als in der Bundesliga hören wir nicht die neusten Hits aus Amerika oder deutschen Hip-Hop, sondern russischen Rap, House oder Pop«, schrieb der 28-Jährige in seiner EM-Kolumne.
Englische Fans sind in Marseille mit Einheimischen aneinandergeraten. Wie die Zeitung »La Provence« berichtete ging die Polizei am Donnerstag mit Tränengas gegen einige der rund 200 Beteiligten vor, viele von ihnen betrunken. Nach wenigen Minuten sei die Lage beruhigt gewesen. Zwei Personen, darunter ein Brite, wurden festgenommen. Agenturen/nd
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