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Ohne Kratzer geht’s kaum

Unterwasserrugby: Spiel in drei Dimensionen und tauchende Fans

  • Lesedauer: 4 Min.

Wenn Sie anderen Leuten von Ihrer Freizeitbeschäftigung erzählen, wie reagieren die dann?

Viele fragen: »Was soll das bitte sein, Wasserballett?« Aber nehme ich diese zum Training mit, kriegen die meisten Respekt.

Ausgerechnet unter Wasser Rugby spielen, das ist doch schon sehr speziell.

Einst war ich Fußballer und habe Ultimate Frisbee gespielt. Nach einer Meniskusoperation legten mir die Ärzte »etwas mit Wasser« nahe. Doch nur zu schwimmen war mir zu langweilig. Ich wollte in ein Team!

Dann hätten Sie doch ganz einfach Wasserball nehmen können.

Ja klar, aber ich hatte Lust auf etwas mir völlig Neues. Also habe ich gegoogelt, bin auf Unterwasserrugby gestoßen und da hängengeblieben.

Was hat Ihnen den entscheidenden Kick gegeben?

Schon als Kind bin ich gern getaucht. Und als Elfjähriger habe ich das Sportabzeichen in Gold geschafft, mit Streckentauchen über 25 Meter.

Ist denn gut zu tauchen das Allerwichtigste beim Unterwasserrugby?

Ohne eine gute Lunge läuft da gar nichts. Allerdings ist Tauchen zugleich eine Kopfsache: Wenn ich mich konzentriere und innerlich sammle und mental einstelle auf ein Match, dann schlägt auch mein Puls ruhiger. Mit der Folge, dass ich meinen Sauerstoffverbrauch reduziere.

Und beim Angriff vergessen Sie dann voller Konzentration das Atmen ganz und gar, oder?

Das passiert. Oft meinst du, jetzt hast du keine Luft mehr und musst hoch. Doch da kriegst du den Ball. Das gibt dir plötzlich einen totalen Energieschub, und die eben noch gefühlte Luftknappheit ist weit weg.

Beim traditionellen Rugby stürmen die Aktiven rempelnd über den Rasen. Was passiert unter Wasser?

Wir tragen Flossen und schwimmen, wobei wir mit dem Ball auf zwei Körbe spielen. Der Ball, der immer unter Wasser bleiben muss, ist mit Salzwasser gefüllt und hat deshalb bis zu 1,25 Meter pro Sekunde Sinkgeschwindigkeit. Wir bewegen den Ball beim Zuspiel unter Wasser wie etwa die Kugelstoßer oben auf der Erde.

Demnach ist Unterwasserrugby eine Art Kampftauchen.

Stimmt. Die Gegner versuchen, einander den Ball zu entwinden.

Wie hart darf es denn zur Sache gehen?

Man kann und darf einander den Ball entreißen. Das führt immer zu heftigen Rangeleien, und entsprechend musst du einstecken können. Kratzer bleiben nicht aus. Aber das ist mit Feldrugby und dessen Verletzungen nicht zu vergleichen. Außerdem ist es streng verboten, die Ausrüstung anzugreifen, also Badehose und Schwimmflossen sowie Badekappe, Taucherbrille und Schnorchel.

Und bei all dem sind Sie immer unter Wasser, tauchen nur mal zum Luft holen kurz auf?

Da wir Schnorchel haben, können wir das Spielfeld auch gut von der Wasseroberfläche aus beobachten und von dort ebenfalls ins Geschehen eingreifen. Wir können nicht bloß links und rechts passen, sondern genauso nach oben und unten. Es ist ein Spiel in ungebremst drei Dimensionen.

Wie entwickelt sich ein typischer Angriffszug?

Meist starten wir aus einer Ecke und stets zu zweit, der eine blockiert die gegnerischen Verteidiger und der andere probiert, sich gleichzeitig mit dem Ball durchzuwurschteln.

Wie verständigen Sie sich?

Ganz profan. In die Hände klatschen heißt: »Hi, spiel’ mich an!«

Klingt alles wie Sport nur für große und kleine Jungs?

Irrtum, auch Frauen machen mit. Viele Teams treten in gemischter Aufstellung an. Die Mentalitäten ergänzen sich unter Wasser gut.

Was haben Ihre Fans vom Spiel?

Willst du etwas vom Match mitkriegen, musst du letztlich selber unter Wasser gehen. Bei Meisterschaften werden aber Unterwasserkameras eingesetzt, und dann gibt es von allem einen Livestream.

Fans unter Wasser, das soll wohl ein Witz sein?

Nein! Wir spielen ja in der tieferen Zone, meist dort, wo der Sprungturm drüber ist. Der flachere Bereich ringsum ist frei. Und nicht wenige Fans tauchen da hin.

Unglaublich! Was nichts daran ändert, dass es ein Massenpublikum wohl kaum mal geben wird.

Für mich ist wichtiger, dass für mich unter Wasser stets alles Irdische wie weggewischt ist. Unter Wasser bist du in einer neuen Welt.

Weitere Infos: duc-hamburg.de

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