Die SPD braucht ein zweites Gotha

Sozialphilosoph Oskar Negt plädiert für eine enge Zusammenarbeit des Mitte-links-Lagers

Oskar Negt forschte an der Universität Hannover. Der frühere Schüler Adornos gehört zu den bedeutendsten deutschen Philosophen. Mit dem 81-Jährigen sprach Aert van Riel über die Lage der SPD vor ihrem Parteitag.

Die SPD steht vor ihrem Kleinen Parteitag am Sonntag in den Umfragen so schlecht da wie noch nie. Was hat die Partei falsch gemacht?
Sie hat im Grunde das falsch gemacht, was die anderen Parteien auch falsch machen. Sie deklarieren die Nähe zum Volk, die Wahrnehmung seiner Lebensinteressen, aber es passiert nichts, was man die Umwandlung von Krisenherden in Handlungsfelder nennen könnte. Das parteipolitische Handeln hat offenbar keine Vertrauensbeziehungen hergestellt. Um die Gesellschaftskrisen, die an allen Ecken und Enden aufbrechen, von links beschreibbar zu machen und Alternativen zu entwickeln, bedürfte es eines sichtbaren Kooperationsgeistes. Der fehlt aber bei den Linksparteien.

Wo liegen die Probleme, mit denen sich die SPD und andere Parteien zu wenig beschäftigen?
Die rhetorischen Attacken auf die SPD und ihren neoliberalen Anhang reichen immer weniger aus, die Krisenherde zu benennen und sie zu bearbeiten. Allen etab...


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