Gysi offen für rot-rot-grünen Kanzlerkandidaten

Ex-Linksfraktionschef: Voraussetzung wäre Verständigung über gemeinsame Politikbasis / Kritik an SPD-Chef: Gabriel strebt allenfalls Scheinkanzlerkandidatur an

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der frühere Vorsitzende der Linksfraktion, Gregor Gysi, hat sich offen für einen gemeinsamen Kanzlerkandidaten von SPD, Grünen und Linken gezeigt. »Ich kann mir durchaus einen gemeinsamen Kandidaten vorstellen. Der böte eine echte Alternative«, sagte Gysi dem RedaktionsNetzwerk. Zuvor müssten sich die drei Parteien laut Gysi allerdings auf einige elementare gemeinsame Punkte verständigen. Er nannte die Haltung zu Waffenexporten, künftigen Kriegen, prekärer Beschäftigung, zur Rente und zu ökologischer Nachhaltigkeit. »Jeder kämpft für sich, aber in diesen Fragen wäre man sich schon einig«, so Gysi. Die Bündnisfrage ist für Gysi nicht zuletzt eine Frage des Widerstands gegen die Rechtsaußen-Partei AfD. »Wenn wir die Union nicht in die Opposition schicken«, so Gysi in den Zeitungen, »werden wir auch die AfD nicht los.«

In Teilen der SPD und der Linkspartei wird immer wieder auch die Option einer rot-rot-grünen Koalition nach der Bundestagswahl 2017 in Spiel gebracht. »Ausschließen soll man nichts«, hatte Wagenknecht dazu gesagt. Generell wünsche sich, dass die SPD den Weg der britischen Labour-Partei gehe oder den Weg eines Bernie Sanders in den USA. Die SPD hatte sich nach der letzten Bundestagswahl zumindest im Grundsatz für ein Bündnis mit der Linken auf Bundesebene geöffnet. Allerdings ist Rot-Rot-Grün in allen Umfragen weit von einer Mehrheit entfernt.

Das liegt nicht zuletzt an der Schwäche der SPD. Gysi warf nun dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel vor, allenfalls eine Scheinkanzlerkandidatur anzustreben: »Wenn Sigmar Gabriel lediglich Stellvertreter von Angela Merkel bleiben will, sollte er es lieber sein lassen.« Der künftige SPD-Kandidat, egal ob Mann oder Frau, müsse die Kraft ausstrahlen, das Amt wirklich zu wollen - dazu müsse eine realistische Machtoption her. Mit 19 Prozent, bei denen die SPD zurzeit in den Umfragen stehe, sehe das schlecht und unglaubwürdig aus. nd/Agenturen

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