»Wir werden früher alarmiert«

In 14 Ländern besteht bereits Rauchmelderpflicht

  • Jürgen Ruf, Sulzburg
  • Lesedauer: 3 Min.

Thomas Wittek und seine Kollegen spielen täglich mit dem Feuer - für mehr Sicherheit. Wenn es brennt und qualmt, schlagen ihre Warnmelder Alarm. Wittek ist Chef eines deutschlandweiten Schulungszentrums für Brandmelder in Baden-Württemberg. Seit diese Pflicht sind in Deutschland, häufen sich auch die Probleme, zum Beispiel Fehleinsätze von Feuerwehren. Deshalb wird geschult. Denn die Unwissenheit ist mancherorts noch groß. Darauf weisen die Experten zum »Tag des Rauchmelders« am Freitag hin. Dieser Tag dient zur Information darüber, wo Melder hingehören und wie sie Leben retten.

»Die Technik ist ganz einfach. Aber im Umgang gibt es immer wieder Fragen und Unsicherheiten«, sagt Wittek, der in dem Zentrum in Sulzburg bei Freiburg nach eigenen Angaben jährlich mehr als 6000 Seminarteilnehmer schult - Tendenz steigend. Der Beratungsbedarf hat zugenommen, heißt es. Denn fast überall in Deutschland sind die Melder, die auf Rauch mit einem gut hörbaren Alarmton reagieren, inzwischen Pflicht - lediglich in Brandenburg und Berlin noch nicht. Die Melder müssen nicht nur in großen Geschäftsgebäuden, sondern auch in Privathäusern und Wohnungen installiert werden.

»Jeden Monat verunglücken rund 35 Menschen in Deutschland tödlich durch Brände, die meisten davon in den eigenen vier Wänden«, sagt Christian Rudolph, Vorsitzender der bundesweiten Kampagne »Rauchmelder retten Leben«. Und weiter: »Die Mehrheit stirbt an einer Rauchvergiftung. Zwei Drittel aller Brandopfer werden nachts im Schlaf überrascht.« Rauchmelder könnten somit Leben retten. Denn lange bevor es richtig brennt, entsteht lebensgefährlicher Rauch. Kommt er im Schlaf, sind die Überlebenschancen gering.

»Wir raten, vor dem Installieren genau zu überlegen, wo die Melder hingehören«, sagt Wittek. Ein Beispiel: Komme ein Melder an die Kellerdecke und schrille dort bei Rauch der Alarmton, ist das in den oberen Stockwerken im Schlaf- oder Wohnzimmer meist nicht zu hören. Ebenso, wenn es in der Küche brennt und die anderen Räume entfernt liegen. Und auch Melder im Kinderzimmer weit weg von den Räumen der Eltern machten wenig Sinn.

Sinnvoll seien daher vernetzte Melder, sagt Willi Dongus vom Feuerwehrverband Baden-Württemberg. Sie schlagen überall an, wenn es irgendwo raucht. Und: Die Batterie sollte lange halten. Denn wird die Batterie leer, geht der Alarm los - auch ohne Rauch.

Seit eine Rauchmelderpflicht besteht, müssen die Feuerwehren häufiger ausrücken, bestätigt Silvia Darmstädter, Sprecherin des Deutschen Feuerwehrverbandes in Berlin. Verlässliche Zahlen gebe es nicht. Doch neben den durchschnittlich rund 200 000 Bränden im Jahr komme es oft auch zu Fehleinsätzen. Dennoch sei die Rauchmelderpflicht sinnvoll.

»Wir werden nicht nur häufiger, wir werden vor allem früher alarmiert«, sagt Darmstädter. Brände würden schon beim Entstehen bemerkt und könnten gelöscht werden, bevor sie zu unkontrollierbaren Feuern werden. »Die Praxis zeigt: Rauchmelder retten Leben«, sagt Darmstädter.

Wichtig sei vor allem die Wartung der Geräte und der richtige Umgang mit ihnen, betont Schulungsleiter Wittek. Nichts zu befürchten haben jene, die einen Alarm hören und die Feuerwehr verständigen, obwohl es gar nicht raucht oder brennt, erklärt Verbandssprecherin Darmstädter. Die Feuerwehr rücke in solchen Fällen immer aus - und schicke danach auch keine Rechnung. dpa/nd

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