Czaja: Kein Flüchtling wird obdachlos

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Sozialsenator widerspricht im Parlament einem Bericht des »neuen deutschlands«, nach dem wegen einer neuen Unterbringungspolitik Tausende Flüchtlinge auf die Straße müssen.

Sozialsenator Mario Czaja (CDU) hat in der mündlichen Fragestunde im Abgeordnetenhaus am Donnerstag Vorwürfe zurückgewiesen, Tausenden in Berlin untergebrachten Flüchtlingen drohe Obdachlosigkeit. Bisher sind viele in illegalen Ferienwohnungen untergebracht; das am 1. Mai in Kraft tretende Zweckentfremdungsverbot beendet diese Praxis.

Flüchtlinge könnten in Ferienwohnungen weiter untergebracht werden, sagte Czaja. Vermieter bekämen dann aber nicht mehr die erhöhten Tagessätze, sondern angemessene Mieten nach der AV-Wohnen. Täglich sprächen etwa 40 bis 50 Flüchtlinge deswegen beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) vor. Häufig könne eine Verlängerung der Mietverträge erreicht werden. Stephan von Dassel (Grüne), Sozialstadtrat von Mitte, bezweifelt das: »Wir liegen mit ganz vielen Betreibern im Clinch.«

Laut offiziellen Zahlen waren Anfang April nur etwas über 300 Flüchtlinge in Hostels untergebracht. Berechnungen der Linksfraktion ergaben für das Jahr 2015 allerdings durchschnittlich täglich 3000 in Hostels untergebrachte Flüchtlinge. Es werde seit Jahren »von Provisorium zu Provisorium gehüpft«, kritisiert Fabio Reinhardt von der Piratenfraktion.

Inzwischen werden nach Beobachtungen des Berliner Flüchtlingsrats auch reihenweise Geflüchtete aus legalen Hostels ausquartiert. Hintergrund dürften rund 4000 freie Plätze vor allem in Notunterkünften sein, allein 1000 davon in Tempelhof. »Es ist sicher zunächst billiger, das ICC vollzumachen«, kommentiert Stephan von Dassel, »die Folgekosten und der Aufwand scheinen mir völlig unverhältnismäßig.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.