Volkssolidarität runderneuert

Landesdelegiertenkonferenz wählte Bernd Niederland zum Verbandsratsvorsitzenden

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Brandenburgs Volkssolidarität hat eine neue Leitungsstruktur. Mit der Wahl von Bernd Niederland zum neuen Verbandsratsvorsitzenden auf der 19. Landesdelegiertenversammlung wurde sie vollendet.

Bei der Wahl am Sonnabend im Kreishaus von Luckenwalde (Teltow-Fläming) erhielt Bernd Niederland die Stimmen von 55 der 66 anwesenden Vertreter. Anschließend konstituierte sich der 15-köpfige Verbandsrat, dessen Mitglieder in den kreislichen Gliederungen bestimmt werden. Dieser Rat löst den bisherigen Landesvorstand ab und wird laut neuer Satzung den dreiköpfigen hauptamtlichen Landesvorstand berufen und kontrollieren.

Die Interessenvertretung für alte Menschen ist keine Selbstverständlichkeit, sagte Gisela Damm aus Hennigsdorf (Kreisverband Oberhavel). Schon der 6. Alten-Bericht an den Bundestag habe anderthalb Jahre gebraucht, bis er Gegenstand von Stellungnahme und Behandlung wurde. »Da wird mir angst und bange, wenn ich an den 7. Alten-Bericht denke«, so Damm. Dieser befasse sich mit der Thematik »Ältere Menschen in Kommunen« und sei im vergangenen Jahr mit halbjähriger Verspätung eingebracht worden. »Bis jetzt hat es keine Anhörung gegeben und keine Beschlussfassung.«

Die Volkssolidarität hat in Brandenburg rund 35 500 Mitglieder, das sind acht Prozent weniger als vor vier Jahren. Sie führt unter anderem kommunale Sozialstationen, Kindertagesstätten, Einrichtungen der Jugendhilfe und der Armenspeisung sowie 62 Begegnungsstätten. Verbandsratsvorsitzender Niederland rief zur verstärkter Mitgliederwerbung auf, weil nur mit einer gleichbleibend hohen Mitgliederzahl das sozialpolitische Anliegen des Wohlfahrtsverbandes aussichtsreich vertreten werden könne. Es sei der in vielen Kommunen beheimatete Mitgliederverband, der das Bild von der Volkssolidarität in der Öffentlichkeit und der Politik präge.

Die Bedingungen für die soziale Interessenvertretung haben sich Niederland zufolge in den vergangenen Jahren eher verschlechtert. Trotz einiger gesetzlicher Verbesserungen sei unter der gegenwärtigen Bundesregierung die Aushöhlung der sozialen Sicherungssysteme weiter vorangetrieben worden. Die ungebremste Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich laste wie ein Krebsgeschwür auf ihr. Die soziale Absicherung privater Lebensrisiken werde immer mehr zum Auslaufmodell.

In seinem Bericht sprach sich der Verbandsratsvorsitzende dafür aus, die Betreuung psychisch kranker Menschen zu erweitern und zusätzliche Sozialzentren der Volkssolidarität zu schaffen. Täglich hätten die Mitarbeiter Kontakt zu 15 900 betreuten Menschen aller Altersgruppen in Brandenburg. Die Delegierten beschlossen die traditionelle jährliche Spendensammlung auch künftig fortzusetzen.

Der Pflegebereich leide immer stärker unter dem Fachkräftemangel, dennoch nehme die Politik keinen wirkungsvollen Einfluss darauf, dass die dringend gebotene Einkommensverbesserung der Pflegekräfte endlich erreicht werde, beklagte Niederland. Es sei naiv und eine Wunschvorstellung zu glauben, dieser Mangel würde dadurch aufgehoben, dass man bei den gegenwärtigen Gehaltshöhen bleibe. Bezogen auf die Flüchtlinge in Brandenburg rief Niederland zu einem beherzten Auftreten gegen herzlose Argumente auf. Erforderlich sei eine geistige Atmosphäre des Willkommens und eine Unterstützung der Integration.

Der Präsident des Bundesverbandes, Wolfram Friedersdorff, erinnerte die Delegierten daran, dass die jüngste Rentenerhöhung auch ein Verdienst der Volkssolidarität gewesen sei. Gewählt wurden abschließend die 17 Vertreter Brandenburgs bei der Bundesdelegiertenversammlung der Volkssolidarität am 30. September in Potsdam.

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