Organisierte Kriminalität im Visier
Polizei durchsucht 16 Objekte in der Stadt und nimmt mehrere Verdächtigte fest
Die Ermittlungsbehörden haben am Dienstag acht Verdächtige in der Hauptstadt festgenommen, denen schwere Straftaten wie die Anstiftung zum Mord vorgeworfen wird.
Von Karl Hoffmann
Mit einem Großaufgebot ist die Polizei gegen die Organisierte Kriminalität vorgegangen. Insgesamt 16 Wohnungen, Lokalitäten und Gewerbebetriebe wurden am Dienstagmorgen ab 4.30 Uhr durchsucht. In Neukölln, Lankwitz, Hermsdorf wurden insgesamt acht Haftbefehle gegen Verdächtige zwischen 20 bis 56 Jahren durch die Beamten vollstreckt, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Berliner Staatsanwaltschaft und der Berliner Polizei. Bei dem Einsatz waren rund 220 Polizisten, darunter 60 Beamte der sogenannten Spezialeinsatzkräfte eingesetzt worden, die immer dann genutzt werden, wenn die Verdächtigen als gefährlich gelten und möglicherweise bewaffnet sein könnten. Auch mehrere Suchhunde unterstützten die Polizisten bei den Durchsuchungen.
Die Aktion der Behörden richtete sich gegen kriminelle Mitglieder sogenannter Großfamilien, die in den 1980er Jahren aus dem Nahen Osten nach Berlin zugezogen waren. Umfangreiche Zeugenaussagen und intensive Ermittlungen des Landeskriminalamtes und der Berliner Staatsanwaltschaft hatten die Behörden zu den Verdächtigen geführt. Den Beschuldigten wird unter anderem Anstiftung zu einem Auftragsmord, der schwere Raub im Kaufhaus des Westens (KaDeWe) sowie illegaler Waffenbesitz zur Last gelegt. Kurz vor Weihnachten 2014 hatten damals fünf maskierte Männer das Erdgeschoss des Kaufhauses gestürmt und Schmuck und Uhren im Wert von rund 800 000 Euro geraubt. Zwei der mutmaßlichen Täter stehen bereits vor einem Strafgericht.
Innensenator Frank Henkel (CDU) erklärte nach der Polizeiaktion: »Dieser Schlag gegen die Organisierte Kriminalität zeigt, dass der Staat entschlossen gegen die Unterwelt vorgeht. Wir dulden keine rechtsfreien Räume.« Das gelte für »kriminelle Mitglieder arabischstämmiger Großfamilien« genau wie für jeden anderen in der Stadt. Ungewöhnlich für die Ermittlungen ist das Vorhandensein von Zeugenaussagen. Im Bereich der Organisierten Kriminalität gilt normalerweise eine Art Schweigegelübde, das im Zusammenhang mit mafiösen Strukturen als »Omertà« bezeichnet wird. »Das ist eine wichtige Botschaft: Fällt die Mauer des Schweigens, können die Sicherheitskräfte noch konsequenter handeln. Es wäre gut, wenn dadurch auch andere ermutigt werden, über die Szene auszupacken«, sagte Henkel.
Die Ermittlungen der Behörden dauerten am Dienstag an. Um Profite aus illegalen Geschäften von Kriminellen abzuschöpfen, gibt es derzeit zudem die Überlegung, in Berlin ein Gesetz nach italienischem Vorbild einzuführen. Demnach wird über die Einführung eines Einziehungsrechtes für die Justiz nachgedacht: Wenn Verdächtige nicht nachweisen können, dass das Geld aus legalen Geschäften stammt, ist es weg.
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