Escort-Service trübt Sauberfrau-Bild

Schwerin: AfD lässt Kandidatin fallen

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.
AfD-Frau Petra Federau, auf der Liste zur bevorstehenden Landtagswahl in Schwerin gut platziert, soll ihre Kandidatur zurückziehen. Das will die eigene Partei. Grund: ein Escort-Service.

Eine Begleitagentur, auch Escort-Service genannt, passt offenbar nicht ins Weltbild der AfD. Und eine Landtagskandidatin, die nicht mit makellosem Sauberfrau-Image vor das Wählervolk treten kann, behagt den Rechtspopulisten erst recht nicht. Und so wollen sie denn die Notbremse ziehen, um Petra Federaus Weg in Mecklenburg-Vorpommerns Parlament noch zu stoppen. Der »Makel«, der die Reinheit des Kandidatinnenbildes beflecken könnte, war unlängst durch einen Bericht der »Schweriner Volkszeitung« an die Öffentlichkeit geraten: Petra Federaus Tätigkeit für eine Agentur, die Frauen als Begleiterinnen an Männer vermittelt.

Schon im Herbst 2014 war Federau, die für ihre Partei in der Schweriner Stadtvertretung sitzt, deutschlandweit in die Schlagzeilen geraten. Anlass dazu waren ihre fremdenfeindlichen Sprüche im sozialen Netzwerk Facebook. »Wir holen uns nicht nur die Religionskriege, sondern auch alle Krankheiten der Welt ins Land«, so hatte sie gegen den Zuzug Schutz suchender Menschen gewettert.

Nun wird gemeldet, Federau soll junge »freie Mitarbeiterinnen« vor Jahren sowohl innerhalb Deutschlands als auch zu »Einsätzen« in arabische Länder vermittelt haben. Auf Reisen dorthin, heißt es, habe die Noch-Kandidatin seinerzeit die Escort-Damen manchmal auch begleitet.

Eine Vergangenheit, die der Rechtspartei womöglich Angst macht, ihre konservativ denkende Klientel könnte an dem »anrüchigen« Geschäft Anstoß nehmen. Zwar bekundet die AfD, sie sei nicht Hüterin einer Sexualmoral früherer Zeiten, doch sie will offensichtlich alles vermeiden, was den erhofften Wahlerfolg am 4. September gefährden könnte. Immerhin lassen aktuelle Prognosen befürchten, dass die Rechtspopulisten mit 16 Prozent der Stimmen ins Schweriner Schloss einziehen.

Petra Federau soll nicht dabei sein. Tritt sie nicht freiwillig von der Kandidatur zurück, werden die Parteigremien sicher Wege suchen, sie von der Landesliste zu streichen. Auf deren aussichtsreichen dritten Platz war sie vor einem Monat auf dem AfD-Parteitag in Demmin gewählt worden. Sich selbst als »aufrechte Patriotin« rühmend und Kanzlerin Angela Merkel als »Totengräberin von Deutschland« verdammend, erntete Petra Federau auf jener Veranstaltung lebhaften Beifall. Der ist verklungen.

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