Russlands Leichtathleten bleiben gesperrt

Um einen Olympiabann zu verhindern, fordert der Weltverband stärkere Anstrengungen im Kampf gegen Doping

  • Lesedauer: 2 Min.
Die russischen Leichtathleten bleiben gesperrt, es droht der Olympiabann. Das Land müsse mehr im Kampf gegen Doping tun, fordert IAAF-Chef Sebastian Coe. Im Mai soll endgültig entschieden werden.

Monte Carlo. Russlands skandalumwitterter Leichtathletikverband kann angesichts der neuen Dopingfälle derzeit nicht mit einer Aufhebung seiner Sperre rechnen. Das Land habe noch nicht genug für die Reformierung seines Antidoping-Programms getan, sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe am Freitagabend zum Abschluss einer Sitzung des Councils in Monte Carlo. »Derzeit sollte Russland nicht wieder zugelassen werden«, bekräftigte der Chef des Weltverbandes. Im Mai will das 27-köpfige Spitzengremium eine endgültige Entscheidung treffen.

DLV-Präsident Clemens Prokop begrüßte die IAAF-Entscheidung: »Das ist zum jetzigen Zeitpunkt auf jeden Fall richtig und nachvollziehbar. Ich bin aber weiter skeptisch, ob die Suspendierung überhaupt aufgehoben werden kann«, sagte der Chef des deutschen Verbandes.

Nach den massiven Dopingenthüllungen des vergangenen Jahres war der russische Verband RUSAF vorläufig für alle internationalen Wettbewerbe gesperrt worden. Eine Hintertür für die Olympiateilnahme in Rio de Janeiro im August gibt es aber noch, weil die RUSAF inzwischen neue Strukturen und Reformen angekündigt hat. Diese überwacht eine Taskforce der IAAF, deren Leiter Rune Andersen dem Council erstmals berichtet hat. Die Antidoping-Agentur RUSADA hatte im Januar auch eine neue Führung gewählt.

In Bezug auf die Aufhebung der Dopingsperre sei keine »revolutionäre Lösung« in Sicht, sagte Sportminister Witali Mutko am Freitag in Moskau. Ein Grund dafür seien vermutlich die Fälle von Meldonium-Doping im russischen Sport. Er übernehme dafür die grundsätzliche Verantwortung, sagte er. Allerdings gebe es im Land kein systematisches Doping mit Meldonium, betonte Mutko.

In den vergangenen Tagen waren wurden zahlreiche russische Athleten des Dopings mit Meldonium beschuldigt worden. Die prominenteste Sportlerin darunter war Tennisstar Maria Scharapowa. In die Affäre hatte sich am Vortag sogar Russlands Außenminister Sergej Lawrow eingeschaltet. Er erwarte von der Welt-Antidoping-Agentur WADA eine Erklärung, warum Sportler das Präparat nicht mehr nehmen dürfen, sagte er einem TV-Sender.

»Nach einigen Jahrzehnten, in denen das Präparat sowohl von Sportlern als auch von Menschen mit Herzproblemen eingenommen werden durfte, wurde es plötzlich zu Doping erklärt. Das wirft Fragen auf«, sagte Lawrow. Dafür könne es seitens der WADA »schwerwiegende Gründe« geben. »Aber sie sind weder uns noch der wissenschaftlichen Gesellschaft bekannt«, sagte er. Russland erwarte, dass »auf professionelle Fragen professionelle Antworten« folgen.

Eine ernsthafte Warnung schickte Coe an Äthiopien, Marokko, Kenia, die Ukraine und Belarus und sprach in Bezug auf die Dopingbekämpfung in diesen Ländern von einem »kritischen Zustand«. Die Antidoping-Programme müssten auch hier ernsthaft verbessert werden. dpa/nd

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