Die Sprache der Spaltung

Wolfgang Hübner über einen Wahlkampf voller Ressentiments

Je näher die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt rücken und je gefährlicher die Umfragewerte für die großen Parteien werden, desto haarsträubender wird der wahlkampfgetriebene Unsinn.

Je näher die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt rücken und je gefährlicher die Umfragewerte für die großen Parteien werden, desto haarsträubender wird der wahlkampfgetriebene Unsinn. Sigmar Gabriel, Vorsitzender einer Partei, die sich sozialdemokratisch nennt, macht sich Sorgen darüber, dass »die eigenen Bürger« gegenüber Flüchtlingen zu kurz kommen könnten. Er warnt vor sozialer Spaltung und spricht dabei die Sprache eines Spalters. Denn die Grenze verläuft nicht zwischen Geflüchteten und Einheimischen, sondern immer noch zwischen Arm (egal woher) und Reich (egal woher).

Aber gesagt ist gesagt, und selbstverständlich bedienen sich die Konservativen an Gabriels Versuch, auf die billige Tour ein paar Punkte zu machen. Denn Populismus, das können sie immer noch besser. Ein hoffnungsvolles Talent auf diesem Gebiet ist Julia Klöckner, die gern in Mainz regieren möchte. Eine Frau, die seit Wochen massiv Front macht gegen Flüchtlinge und gegen ihre Parteichefin Merkel, empört sich nun ganz ungeniert, Gabriel zündele wie die AfD. Auf diesem miesen Niveau ist der Wahlkampf angekommen: Jeder wirft - nicht einmal zu Unrecht - jedem vor, Petry und Co. hinterher zu hecheln, jeder hat Angst vor der Wahlpleite, die kaum noch zu verhindern ist, und Scharfmacher wie Klöckner und Schäuble bekommen Gelegenheit, sich als Mahner und Freunde der Mäßigung aufzuspielen. Gabriel macht’s möglich.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -