Weniger Blindgänger
Noch immer lauern rund 3000 Sprengkörper im Boden
Mehr als sieben Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist in Berlin die Menge der bei Bauarbeiten oder auch bei der systematischen Suche entdeckten und entschärften Fliegerbomben, Granaten und Infanteriemunition zuletzt deutlich zurückgegangen. Im vergangenen Jahr wurden 24,8 Tonnen Sprengkörper, Munition aber auch Munitionsreste geborgen und vernichtet. Das geht aus der Jahresstatistik 2015 der Feuerwerker der Polizei hervor, wie Petra Rohland von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sagte. Im Jahr zuvor waren noch 54 Tonnen - beinahe doppelt so viel - im Erdreich aber auch in den Gewässern der Stadt gefunden wurden.
Seit dem Ende der Kampfhandlungen in Europa im Mai 1945 wurden nach Polizeiangaben allein in Berlin mehr als 1,8 Millionen Sprengkörper vernichtet. Nach Schätzungen der zuständigen Stellen beim Senat liegen aber weiterhin schätzungsweise 3000 unentdeckte größere Blindgänger - Luftminen, Fliegerbomben, Artilleriegeschosse und Minen - im Boden der Hauptstadt. Berlin war während des Zweiten Weltkrieges besonders häufig und schwer bombardiert worden, zudem hatten von Ende April bis Anfang Mai 1945 in der Stadt erbitterte Straßenkämpfe getobt.
Viele Blindgänger verbergen sich in der Nähe von Bahnhöfen oder dem Flughafen Tegel. Werden sie dort gefunden, kommt es zu längeren Sperrungen des Verkehrs. Die meisten Exemplare werden bei Bauarbeiten entdeckt. Im Jahr sind die Bombenentschärfer der Berliner Polizei ungefähr tausendmal unterwegs.
Der Senat bietet vor Bauarbeiten eine Risikoeinschätzung des jeweiligen Geländes an. Mit Hilfe von Luftbildern, Metall-Detektoren und Testbohrungen wird die Gefahr analysiert. Einsätze zur konkreten Bombensuche gibt es aber nur, »wenn eine konkrete Gefahr hinreichend wahrscheinlich ist«. 2015 ergaben sich aus 1422 derartigen Anträgen 124 Maßnahmen des Kampfmittelräumdienstes. dpa/nd
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