Wieder Angriffe auf Asylbewerber

Solidarität für Schutzsuchende nach Handgranatenattacke in Villingen-Schwenningen

  • Lesedauer: 2 Min.
Vor allem an den Wochenenden wird Jagd auf Flüchtlinge gemacht. Auch in den vergangenen Tagen hat sich wieder eine Reihe von Angriffen auf Schutzsuchende ereignet.

Berlin. In Heidelsheim bei Karlsruhe wurden am späten Freitagabend zwei Asylbewerber von einer Gruppe Unbekannter attackiert. Wie die Polizei mitteilte, griffen vier bis fünf junge Männer die Geflüchteten an, die dabei verletzt wurden. »Sofort eingeleitete Fahndungsmaßnahmen verliefen bislang ohne Erfolg«, erklärte die Polizei. »Motivation und genauer Hergang der Tat liegen noch im Dunkeln und bedürfen weiterer Ermittlungen.«

In Wanne-Eickel (Nordrhein-Westfalen) hat unterdessen ein »ausschließlich von ausländischen Staatsbürgern« bewohnten Haus gebrannt. Bewohner mussten aus dem Fenster springen oder wurden von der Feuerwehr per Leiter gerettet. »Die Brandursache steht nicht fest. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund ist nicht erkennbar, kann aber auch nicht gänzlich ausgeschlossen werden«, teilte die Polizei mit. Das Haus ist unbewohnbar, die Ermittlungen laufen.

Im saarländischen Steinberg-Deckenhardt wurden indes die Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft bedroht. Wie örtliche Medien berichtete, provozierten alkoholisierte Personen und wurden von einem Betreuer zum Verlassen der Einrichtung aufgefordert. Zwei der Angreifer flüchteten, als die Polizeibeamten alarmiert wurde. Gegen alle drei ermittelt der Staatsschutz. Weitere Angriffe auf Schutzsuchende haben sich in Ihringen (Baden-Württemberg), in Paderborn, im bayerischen Senden, in Chemnitz, in Bautzen und in Großröhrsdorf bei Dresden zugetragen.

Einen Tag nach dem Anschlagsversuch mit einer Handgranate auf ein Flüchtlingsheim in Villingen-Schwenningen hat es in der baden-württembergischen Stadt einen spontanen gemeinsamen Protestzug von Bürgern und Flüchtlingen zu der betroffenen Unterkunft gegeben. An der Demonstration beteiligten sich rund 300 Bürger, Asylsuchende und Mitglieder einer antifaschistischen Initiative. Zudem wurden in der Stadt acht Demonstranten aus dem rechten Spektrum gezählt. Die Polizei hatte am Samstag zunächst von 80 rechten Demonstranten gesprochen, korrigierte diese Zahl aber am Abend.

Der Anschlagsversuch hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Unbekannte hatten in der Nacht zum Freitag eine Granate auf das Gelände der Unterkunft geworfen, die jedoch nicht explodierte. Unklar blieb zunächst, ob ein Zünder eingebaut war. Die Polizei schließt einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht aus. »Wir ermitteln weiterhin in alle Richtungen«, erklärte ein Sprecher am Sonntag. Neue Erkenntnisse lägen den Behörden aber derzeit nicht vor. Agenturen/nd

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